Weihnachten im Setterland
DIE WEGKREUZUNG - eine Weihnachtsgeschichte
Es ist Heiligabend im spanischen Bergland. Die Dächer der Steinhäuser schlafen unter der weißen Schneedecke, durch die Fenster schimmert glitzerndes warmes Licht und von den Fensterbänken lacht jede Menge Weihnachtsdekoration in die Nacht. Weihnachten ist das Fest der Liebe, des Friedens und des Glücks. Alles Dinge, die die drei Setter Mali, Paolo und Gogo nur vom Hörensagen kennen.
Langsam trotten sie durch die dunklen Straßen an den bunt geschmückten Häusern vorbei. Ihre Pfoten sind rissig und schwer vom langen Gehen, die Kälte kriecht durch ihr Fell und schon seit einigen Tagen haben sie kaum Futter gefunden. Sie sind drei von so vielen Hunden, die jedes Jahr zur Weihnachtszeit ausgesetzt werden.
Am Ende des Dorfes erreichen sie eine Wegkreuzung, wo sie auf einen großen, hölzernen Wegweiser treffen. Auf seinem Kopf trägt er ein Vogelhäuschen, an seinen Armen baumeln kleine Futterknödel und der Mond wirft ihm mit seinem Licht einen silbrig schimmernden Mantel um, so dass er fast aussieht wie ein König. Er streckt seine hölzernen Arme in zwei Richtungen aus. Auf einem Arm, der in die Richtung weist, aus der Mali, Paolo und Gogo kommen, steht KUMMERLAND 10km und auf dem anderen steht SETTERLAND 2km.
In Richtung SETTERLAND ertönt entfernt fröhliches Hundegebell und ein leises Glockenspiel erinnert an „Feliz navidad“. Um den Wegweiser herum stehen die allerschönsten Winterblumen. Hinter ihm schlängelt sich ein kleiner Bachlauf gen Westen den Berg hinab in ein weiteres Dorf, wo liebevoll zwitschernde Vögel sitzen und sich mit dem Mond und den leuchtenden Sternen unterhalten.
Der Mond und die Sterne waren auch für Mali, Paolo und Gogo wichtige Freunde, mit denen sie sich oft nachts unterhalten haben, während sie in ihrem Kerker draußen auf dem Hof kauerten und nicht schlafen konnten.
Die drei Setter spitzen die Ohren und bleiben staunend stehen. Die Vögel erblicken die drei Streuner, flattern aufgeregt auf sie zu und setzen sich auf den Wegweiser.
„Was um Himmelswillen macht ihr Vögel hier? Es ist Heiligabend, habt ihr kein Nest, wo ihr feiert?“ fragt Mali verdutzt. „Wir sind heute hier, um euch den richtigen Weg zu zeigen, denn im SETTERLAND wird heute Weihnaachten gefeiert, tschiep tschiep“, trällerten die Vögel fröhlich in die sechs großen Setterohren.
„SETTERLAND? Was ist das für ein Ort?“ fragt Paolo. „Oh, tschiep tschiep, das SETTERLAND ist ein Ort des Friedens, der Liebe und des Glücks. Hier leben schon viele gerettete Setter, die – wie ihr – ausgesetzt wurden. Alle haben dort eine eigene Familie, ein eigenes Körbchen, dürfen auf dem Sofa bei den Menschen liegen und haben immer einen vollen Napf. Außerdem gehen die Menschen dort mit ihnen jeden Tag spazieren“, trällert ein Vogel. „Und JESTER, der Schutzpratron vom SETTERLAND, hat dort unten im Dorf seine Zentrale und feiert mit allen ausgesetzten Hunden heute Weihnachten. Geht nur den Weg hinab, die Sterne am Himmel weisen euch den Weg. Klopft an die Holztür der großen Scheune mit der Aufschrift „JESTER“. Dort seid ihr willkommen, bekommt Futter und Wasser und JESTER wird euch all die schönen Geschichten aus dem SETTERLAND erzählen.“
Mali, Paolo und Gogo zögern keine Sekunde, verabschieden sich mit aufgeregtem Gebell und laufen den Weg hinab ins Dorf bis zur Scheune. Und da hängt das Schild: „JESTER“.
Plötzlich fliegen tausend winzige Glitzersternchen zu dem Schild und formen sich zu einer Krone. Mali ist sich sicher, die Sterne hat der Himmel geschickt. Es sind die vielen kleinen Wünsche für eine bessere Zukunft, die Mali, Paolo und Gogo nachts zum Himmel geschickt haben.
JESTER öffnet die Tür und sagt zu den Dreien: “Frohe Weihnachten, ihr lieben Setter. Ihr seid nun im Land der Liebe, des Friedens und des Glücks! Kommt herein und setzt euch zu uns.“ Mali, Paolo und Gogo laufen vor Freude die Tränen über die Schnauze und eines ist für die Drei klar: das ist das schönste Weihnachten in ihrem bisherigen Leben.